Initiator

Thomas Bregenzer, Berlin

Thomas Bregenzer

Historische Tasteninstrumente interessieren mich von Kindesbeinen an, allerdings war es schwierig genug, den Eltern ein Klavier abzuleiern – an Cembalo, Spinett oder noch exotischeres war überhaupt nicht zu denken. So beschränkte sich mein Kontakt mit einem Cembalo auf gelegentliche Besuche im Hause eines Freundes, dessen Mutter ein kleines Neupert-Cembalo besaß.

Jahre später, irgendwann in den 1980ern – ich war Mathematik-Student in Göttingen – fiel mein Blick auf ein (Wittmayer-) Cembalo, das im Schaufenster eines Klaviergeschäfts in Kommission zum Verkauf angeboten wurde. Nach zwei schlaflosen Nächten und dem Plündern des Sparbuchs erwarb ich das gute Stück, das mich seitdem lange Jahre treu begleitete und auch auf Kammermusik-Reisen mit Freunden dabei war.

Da der Vergleich die Wurzel der Unzufriedenheit ist, es in unserem gesamten Lebensraum aber keine wesentlich anderen Instrumente als Wittmayers und Neuperts (und bei Bekannten mit Beziehungen in die „Zone” auch noch Lindholms) gab, wurde das Clavier tractirt, dass es eine Freude war.

Den ersten Kulturschock erlebte ich nicht früher als zum Ende der 90er, als ich ein Spinett „Delin” bei Reinhold Steller in Reinbek spielte. Eigentlich war ich nur auf der Suche nach einem weniger gewichtigen Instrument, das mich besser auf den diversen Reisen begleiten konnte. So stieß ich auf eben jenes Spinett „Delin” aus dem Paris Workshop, fachmännisch vollendet von Herrn Steller und auf seiner Homepage zur Vermietung angeboten. Ich besuchte ihn in der Vorweihnachtszeit, setzte mich ans Instrument, und um mich herum brausten nie gehörte Töne. Das Spinett konnte ich für die Weihnachtstage mitnehmen, aber schon nach ein paar Tagen beschloss ich, es nicht mehr zurückgeben zu wollen. Also überredete ich Herrn Steller, mir das Instrument zu verkaufen — hatte er es doch eigentlich nur zum Verleih vorgesehen.

Nach den gezupften Tasteninstrumenten war also nun das Clavichord an der Reihe, und ziemlich schnell stieß ich durch Recherche im Internet auf die Deutsche Clavichord Societät, stellte fest, dass zweimal jährlich Clavichordtage an wechselnden Orten stattfinden – und fuhr kurzerhand im Herbst 2003 nach Eisenach, um die possierlichen Wesen dort zum ersten mal in natura zu sehen und zu hören. Es waren unvergessliche Erlebnisse, und weitere folgten. Seitdem bin ich bei fast allen Clavichordtagen gewesen – und besitze selbst drei Instrumente, eines von Richard Moroz (Münster), zwei aus der Werkstatt von Andreas Hermert (Berlin). Dort bin ich auch regelmäßig zu Gast um zu sehen, was aktuell gebaut, überholt, renoviert wird.

Natürlich stellte sich bald die Frage nach dem Zugang zum Instrument. Man spielt zunächst wie auf einem Klavier oder Cembalo – und scheitert kläglich. Nicht nur, dass man das Gefühl hat, plötzlich auch die einfachsten Stücke nicht mehr spielen zu können – auch das, was noch als Ton herauskommt, klingt kläglich, mal schwach, mal hart, mal klirrend, mal dumpf ... Und das alles liegt durchaus nicht an Fehlern des Instruments, sondern nur am Unvermögen des Spielers.

Also beschafft man sich Literatur und studiert – das bringt schon mal viel. Dann ist das Clavichord wie wohl kaum ein anderes Tasteninstrument in der Lage, dem Spieler unmittelbar und kompromisslos zu erkennen zu geben, was nun gute und was schlechte Spielweise ist. Also hört man sich – und anderen – aufmerksam zu und lernt ...

Da dies alles ist natürlich keine strukturierte Herangehensweise, also war ich seit langem auf der Suche nach Kursen, in denen die Grundlagen des Clavichordspiels von berufener Seite erklärt und demonstriert werden. Abgesehen von kurzen Vor- oder Nachmittagsveranstaltungen dieser Art, wie sie ab und zu bei den Clavichordtagen angeboten werden, schien die Mehrzahl solcher Workshops in England angesiedelt zu sein, zum Teil über mehrere Tage sich erstreckend.

Beim „Early Keyboard Gala Concert” im wunderschönen Broadway in den Cotswolds in 2005 traf ich erstmals Paul Simmonds, und bei der Planung eines weiteren Englandaufenthalts wurde die Idee geboren, dass ein solcher Workshop doch auch einmal in Berlin angeboten werden könnte ... das Ergebnis war „Playing the Clavichord”, das erste Clavichord-Wochenende im November 2006.

Und wie der Erfolg zeigte, wird es kein Einzel-Ereignis, sondern sogar der Ausgangspunkt für eine Reihe ähnlicher Veranstaltungen.